Stasis (The Brotherhood)

Atmosphärisch, düster, beklemmend – Stasis ist absolut empfehlenswert, allerdings nur für Menschen, die auch ohne Happy-End auskommen. Das Point-and-Click-Adventure des Entwicklerstudios The Brotherhood ist erst ab 18 Jahren freigegeben, was nicht nur wegen der Splatter-Elemente angebracht ist.
Du erwachst als der verheiratete Lehrer John Maracheck auf einem Raumschiff, weißt aber weder, wie du hierher gerietst, noch, wo deine Frau Elle und deine Tochter Rebecca sind, mit denen du auf einer Urlaubsreise warst. Solche Hintergrundinformationen erhältst du nur allmählich, während du Wissenswertes über das Geisterschiff und deren tote Bewohner auf PDAs findest. Diese tagebuchähnlichen Einträge sind es durchaus wert, ganz gelesen zu werden. Die Suche nach den zwei wichtigsten Menschen in deinem Leben führt dich durch Räume, in denen zum Teil menschen- und lebensverachtende Experimente stattgefunden haben. Dabei erkennst du auch, dass du nicht so allein auf dem Raumschiff bist, wie es den Anschein hatte, und triffst auf seltsame Kreaturen.

Doch am schlimmsten ist das moralische Dilemma, in dem du dich bald wiederfindest: Denn dein Gegenspieler, der Wissenschaftler Geradus Malan, erklärt dir, welche vormals tödlichen Krankheiten er auf diese grausame Weise bereits zu heilen vermochte. Unterstützung erhältst du via Funk von der Botanikerin Te’Ah Hensley, die als einzige Überlebende neben Malan und – hoffentlich – deiner Familie an Bord ist.

Das Blut ist schon fast ein Strukturprinzip des Spiels und nur teilweise kannst du die Leichen dazu überhaupt noch erkennen. Dazu kommt ein unglaublich guter Sound, der stets den richtigen Ton trifft – immer wieder wird die Monotonie der Maschinen von Schreien durchbrochen, und auch die plötzliche Totenstille ist nicht so leicht zu verdauen. Von dem Sprecher, der John seine emotionsgeladene, aber nie übertriebene Stimme verleiht, könnte sich manch ein Schauspieler eine dicke Scheibe abschneiden. Zu Kritik laden dagegen einige Rätsel ein, deren Lösung nicht nur schwer, sondern einfach unlogisch ist (für Verzweifelte gibt es Walkthroughs auf youtube.com und Komplettlösungen zum Nachlesen). Ein paar davon ziehen dich selbst immer tiefer in die Spirale der Gewalt.

Besonders schockierend fand ich die Begegnung Johns mit seiner Tochter, aus Gründen, die du beim Spielen sicherlich nachempfinden kannst. Zudem ist es aufgrund der Dunkelheit und der geringen Größe vieler Gegenstände schwierig, die richtigen Objekte zu finden bzw. überhaupt zu sehen. Aber das mag ein Problem sein, das vor allem Blindschleichen wie mich betrifft.
Nach einem – zugegebenermaßen vorhersehbaren – Twist folgt kein Happy-End, obwohl die Liebe als starke Emotion aus der Melancholie hervorsticht.

 

 
Vier von fünf Ballen.
 
 
 
 

Impressionen aus dem Spiel